Waldgartenverein Lübschützer Teiche e.V.

Chronik - Der Kauf des Grund und Bodens

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Der Kauf des Grund und Bodens

Der Waldgartenverein handelte mit der Gemeinde Machern einen Preis von 15 DM/m2 aus . Da das Bodenwertgutachten 23,00 DM/m2 ergeben hatte, konnte man dieses Verhandlungsergebnis akzeptieren. Von einer befragten Notarin wurde die Möglichkeit einer Kaufhandlung als „Bruchteilseigentümergemeinschaft“ mit Eintrag eines jeden Bruchteilseigentümers in das Grundbuch aufgezeigt. Nun war es an der Zeit, die Bereitschaft der Vereinsmitglieder zu einem solchen Schritt persönlich zu erfragen, denn dieser Weg war als eine alle künftigen Zeiten überdauernde Möglichkeit des Erhaltens ihres Waldgartenvereins zu bewerten. Unterschriftlich hatte sich jedes Mitglied dafür oder dagegen zu entscheiden. Um eine tragfähige Mehrheit hinter sich zu wissen, hatte der Vorstand in Zusammenarbeit mit den Vertrauensleuten gegenüber nicht wenigen Skeptikern eine sehr aufwändige Überzeugungsarbeit zu leisten. Wieder einmal zeigte sich, dass es oft sehr schwer ist, für ein zukunftsorientiertes Projekt eine ausreichende Mehrheit zu schaffen. Zu dieser Zeit wurden sogar Unterschriften gesammelt, um den Kauf zu verhindern. Auch ein dreiseitiger offener Brief an den Vorstand sorgte für Turbulenzen. Darin hieß es beispielsweise: „Hier ereignen sich Absurditäten in der Form, daß ein ganzer Gartenverein abhängig gemacht wird bzw. als eine Art kollektiver Bittsteller in Bedrängnis von der zuständigen Kommune gebracht wird.“ Im weiteren Text wurde die folgende Feststellung getroffen: „ . . . muß der Kauf des Landes als äußerstes Wagnis bezeichnet werden.“ Beendet wurde dieser Brief mit der zukunftsorientierten Aussage: „Bei einigermaßen schlichter Überlegung muß uns der gesunde Menschenverstand sagen, daß der Verein eigentlich nur als Pächter auf gesetzlicher Grundlage einen gesunden Weiterbestand hat, . . .“ Dieser Brief wurde vom Vorstand sehr ernst genommen, denn den sechs Unterzeichnern schlossen sich weitere 38 Bedenkenträger und acht Vereinsmitglieder in einzelnen Punkten an. Da es zu keinem klärenden Gespräch kam, sah sich der Vorstand am 23. Juli 1999 gezwungen, in einer „Offenen Antwort“ auf einen „Offenen Brief an den Vorstand“ wieder öffentlich zu antworten. Auf nunmehr elf Seiten erläuterte der Vorstand seinen Standpunkt und setzte sich mit den Gegenargumenten auseinander. Dabei beachtete er durchaus, dass der vorgesehene Schritt für viele Siedler einschneidende Bedeutung hatte und dass manches Vereinsmitglied die Hoffnung hegte, dass bei der Beibehaltung des Pachtverhältnisses auch mit der Pachthöhe und anderen Ausgaben „alles beim Alten“ bliebe. Das aber musste eine Illusion sein. Nicht wenige der zuvor als Gegner des Vorstandes aufgetretenen Vereinsmitglieder unterstützten letzten Endes den Vorstand und so kam es sogar zu einer überwältigenden Mehrheit von Kaufwilligen. Nicht alle potentiellen Käufer konnten den für die jeweilige Parzelle zuzüglich des anteiligen Erwerbs der öffentlichen Flächen des Vereins errechneten (gesamten) Kaufpreis sofort aufbringen. Und es gab außerdem noch Vereinsmitglieder, die auch nach dem Kauf Pächter bleiben wollten. Darum musste ein Kredit über die nicht unbeträchtliche Summe von 470. 000 DM aufgenommen werden. Dazu war die damalige Hausbank des Vereins, die Hypo-Vereinsbank, nicht bereit, obwohl sie mit dem Verein in fast 10 Jahren Zusammenarbeit nur gute Erfahrungen gemacht hatte. Darum wechselte der Verein zur Deutschen Kreditbank AG. Da von dieser Bank auch noch günstige Zinsbedingungen mit der Möglichkeit halbjährlicher Sonder- tilgungen festgelegt wurden, ist der Verein dieser Bank, die ein für sie überschaubares Risiko eingegangen war, sehr zu Dank verpflichtet. SiedlerfestSo konnte der Kauf des Grund und Bodens mit einer Fläche von etwa 18 ha und einem Gesamtpreis in Höhe von etwa 2,8 Millionen DM kurzfristig vollzogen werden. seite 52 2Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch der Vorstandsvorsitzende und sein Stellvertreter als bevollmächtigte Vertreter des Vereins ein nicht unerhebliches Kribbeln im Magen hatten, als sie das Risiko einer persönlichen Haftung eingingen, das vom beratenden Rechtsanwalt mit den Worten: „Das wollen Sie sich antun?“ sehr höflich umschrieben worden war. Zur notariellen Beurkundung des Kaufs und damit der Eintragung aller Bruchteilseigentümer in das Grundbuch mussten sich diese möglichst vollzählig am 19. November 1999 in einem Hörsaal der Universität Leipzig einfinden. Hier wurden der Kaufvertrag verlesen und die persönlichen Daten aller Beteiligten durch die Notarin zur Kenntnis genommen. Danach hatte jeder seine notariell beglaubigte Unterschrift als Zeichen seines Einverständnisses zu leisten. Im Nachhinein ist es noch immer unglaublich, welch ein hohes Maß an Disziplin alle 650 Anwesenden über 6 Stunden lang in dem völlig überfüllten Hörsaal mit nur 350(!!) Plätzen aufbrachten. Eine solch spektakuläre Aktion, die auch für die Notarin und ihr Team eine neue Erfahrung und Herausforderung zugleich darstellte, konnte nur darum gelingen, weil es ein seit der Wende von vielen Siedlern lang gehegter Wunsch war, die Stunden ihrer Erholungsaufenthalte auf eigenem Grund und Boden zu verbringen, ohne immer nach gräflichen Nachfahren oder irgendwelchen Spekulanten Ausschau halten zu müssen. Die in Vorbereitung dieses Kaufes notwendig gewordene Vermessung der Fläche des Vereinslandes ergab, dass der Verein auch noch von der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) ein Stück des an die Grundstücke des Froschweges angrenzenden Waldes kaufen mußte, um Eigentümer der gesamten Fläche des Waldgartenvereins zu werden. Die Wurzener Ausgabe der Leipziger Volkszeitung titelte am 31.12.1999: „Schlag Mitternacht: Gartenverein besitzt 18 Hektar Grund und Boden“ und der Kommentar in der gleichen Ausgabe dieser Zeitung ist überschrieben mit der zutreffenden Feststellung: „Ein Deal, der sich für alle auszahlt“ So begann am 01.01.2000 für den Waldgartenverein Lübschützer Teiche e.V. der Aufbruch in eine neue Zeit, in eine andere Dimension. Der gewählte Eigentümerbeirat wird sich gemeinsam mit dem Vorstand bemühen, den erreichten Rechtsstatus einer Bruchteilseigentümergemeinschaft zu erhalten und zu schützen. Übrigens konnte das von der Deutschen Kreditbank AG in den Verein gesetzte Vertrauen mit einer vorzeitigen Ablösung des Kredits am 31.01.2003, also schon nach genau 3 Jahren, gerechtfertigt werden. Dies wurde auf Grund der sparsamen Verwaltung der Einnahmen des Vereines sowie durch die von der überwiegenden Mehrheit der Eigentümergemeinschaft anteilig aufgebrachten erforderlichen zusätzlichen finanziellen Mittel möglich. Heute sind von 408 Parzellen lediglich noch 7 Parzellen verpachtet. Alle anderen Parzellen sind im Eigentum der Gartenfreunde.

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